„…um dich mal wieder grundzuerneuern, braucht es auch Mut, neue Wege zu gehen…“
(Zitat aus dem Song „Herz unserer Stadt“)
Die Stadt Zeitz kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bis ins 13. Jahrhundert hinein war die Stadt Bistumssitz. Neben dem heutigen Schloss Moritzburg zeugen verschiedene weitere beeindruckende Bauwerke wie die Zeitzer Domkirche oder das Kloster Posa von einer lebendigen Vergangenheit und der einstigen regionalen Bedeutung von Zeitz. Aber die Stadt blickt nicht nur auf eine religiös geprägte Vergangenheit zurück, sondern auch auf eine reiche Industrie- und Bergbautradition. Mit Beginn der Industrialisierung bis ins späte 20. Jahrhundert hinein war der Standort Zeitz Arbeitsort für viele Bewohner der Stadt und der umliegenden Gemeinden. Genannt seien exemplarisch der Kinderwagenhersteller Zekiwa, das Braunkohlenkombinat Deuben sowie der Seifen- und Kosmetikproduktehersteller Zitza als Arbeitsstätten.
Mit der Wende einher ging – wie in vielen Orten Ostdeutschlands – ein Wegfall von Arbeitsplätzen in beträchtlicher Größenordnung und die Abwanderung vieler teils hochqualifizierter Menschen. Die Auswirkungen der Deindustrialisierung prägen bis heute die sozioökonomische Situation der Menschen und das Stadtbild. Dieses ist durch den starken Rückgang der Nachfrage nach Wohnraum von massivem Leerstand und teils ruinöser Bausubstanz geprägt. 23 % der Wohnungen der Stadt sind nicht bewohnt. Diese Umbrüche führten in den letzten Jahrzehnten zu einem schlechten Außenimage. Vor allem ältere Bürger der Stadt sehen aufgrund der Veränderungen der Wirtschaftsstruktur und des damit verbundenen Wandels des Stadtbildes nur wenige Chancen für positive Entwicklungen – es fällt ihnen schwer, sich mit „ihrer“ Stadt zu identifizieren.
Doch seit einigen Jahren regt sich etwas in Zeitz: Eine zunehmende Zahl Touristen entdeckt die Schätze der Stadt und die idyllischen Naturräume entlang der Weißen Elster. Junge Kreative aus dem Umland – vor allem aus Leipzig – erkennen die Potenziale und beleben die kulturelle Landschaft. Sie entdecken Freiräume, die auf eine neue Nutzung warten – Wohnhäuser, Brachen und Industriedenkmäler. Auch Investoren interessieren sich in jüngster Vergangenheit für die Entwicklungspotenziale im historisch und industriekulturell aufgeladenen Ambiente der Stadt. Der Strukturwandel eröffnet aber auch für den Klimaschutz viele Möglichkeiten: Brachen und Rückbauflächen können bei geeigneter Gestaltung einen großen Teil an CO2 aus der Luft filtern und so dazu beitragen das Stadtklima zu verbessern. Der Leerstand ist also nicht nur eine große Bürde, sondern auch ein Potenzial, das es zu nutzen gilt.
„Stadt der Freiräume“ ist daher das Leitmotiv des neu erarbeiteten Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes
Zeitz 2035. Es gibt Antworten, wie trotz weiterer Schrumpfung ein funktionierendes Stadtgefüge durch dezentrale Konzentration erhalten werden kann. Ziel sind Quartiere, die stärker als bisher eine positive Außenwirkung erzielen und damit das Image von Zeitz verbessern. Eine zentrale Rolle spielen dabei unterschiedliche Formen der Eigentümeraktivierung und der Steuerung von Investitionen, Verringerung des Leerstandes, Stärkung von Einzelhandel und Innenstadt. Neue Herausforderungen ergeben sich mit dem beschlossenen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bis 2038, wodurch Zeitz erneut mit einem gravierenden wirtschaftlichen Strukturwandel konfrontiert sein wird. Darum müssen Verwaltung, Bürgerschaft und Unternehmen in stärkerem Umfang als bisher zusammenarbeiten.