Nur noch selten haftet dem Kleingarten ein spießiges Image an. In beliebten Großstädten wie Leipzig und Berlin ist die Nachfrage nach Kleingärten in den vergangenen Jahren nach einem Tief in der Nachwendezeit wieder stark gestiegen. Der Kleingarten wird für den Anbau von Biogemüse zum Entspannen und für die Selbstverwirklichung genutzt. Der Trend hin zur Natur stärkt die Nachfrage nach einem eigenen Garten.
In schrumpfenden Städten und Gemeinden ist die Nachfrage hingegen weitaus geringer – potenzielle Pächter fehlen. Entsprechend groß ist die Zahl der Parzellen, die nicht bewirtschaftet wird. Dazu kommt in vielen Anlagen ein hoher Altersdurchschnitt der Pächter, der es mit sich bringt, dass zukünftig weitere Parzellen brachfallen werden. Bei einem prognostizierten Bevölkerungsverlust wird sich die Situation in Zukunft verschärfen. Demgegenüber steht ein riesiges Angebot an Gartenanlagen. In Sachsen-Anhalt ist die Kleingartendichte bundesweit am höchsten: Auf 100 Einwohner kommen dort etwa sieben Gärten – in den westlichen Flächenländern dagegen nur ein einziger.
Aus diesen Rahmenbedingungen und dem teilweise sehr hohen Leerstand entstehen für die Vereine vielfältige Schwierigkeiten: Der Rückgang der Mitgliederzahl und sinkende Pachteinnahmen erschweren es den Vorständen, die Pflege der Anlage und der leeren Parzellen zu gewährleisten. Untersuchungen zeigen aber, dass schlecht gepflegte ungenutzte Parzellen in der Regel zu weiterem Leerstand führen. Höchst problematisch ist es, nicht mehr genutzte Infrastruktur zu finanzieren, ungenutzte Lauben rückzubauen und Anlagen an neue Gegebenheiten anzupassen. Teilflächen zurückzugeben ist kaum möglich, da sich der Leerstand meist dispers über die gesamte Anlage verteilt und Pächter in der Regel nicht zu einem Umzug in Kernbereiche der Anlage bereit sind. Zudem führen ungepflegte oder verwilderte Flächen zu Vandalismus und illegaler Müllablage. Städte und Gemeinden spüren, dass ihre Kleingartenvereine wirtschaftlich stark unter Druck stehen – nicht zuletzt, da den Eigentümern Einnahmen aus der Verpachtung verloren gehen. Ein wichtiges Stück Grün der Stadtlandschaft, ökologische Rückzugsorte für Tiere sowie Orte der sozialen Integration und des Miteinanders werden durch diese Situation belastet.
Es ist sinnvoll, sich bei diesen komplexen Problemlagen Unterstützung zu suchen – sich gemeinsam mit externen Experten damit auseinanderzusetzen, wie eine strategische Leerstandsreduzierung, die immer auch ein langjähriger Prozess ist, gestaltet werden kann. Es gilt die jeweilige Situation in den einzelnen Anlagen zu analysieren und ihre Entwicklungschancen im Kontext der gesamtstädtischen Kleingartenanlagenstruktur abzuschätzen. Während des Prozesses müssen Vorstände informiert, befähigt und zur Problemlösung motiviert, gleichzeitig Ängste der Vorstände und Pächter sensibel reduziert werden.
Am Ende steht ein Gesamtkonzept für alle Kleingartenanlagen einer Stadt. Es dient sowohl der Stadtentwicklung als auch den einzelnen Kleingartenanlagen als Handlungsgrundlage. Die Strategien können für die einzelnen Anlagen je nach Anlagetyp, Pächter-Altersstruktur und Intensität der Leerstandsproblematik unterschiedlich sein. Sie reichen von einer aktiven gezielten Werbung von Neumitgliedern über die Optimierung der Anlagenstrukturen bis hin zur Aufgabe von Teilbereichen oder kompletten Anlagen; schließlich bieten die ungenutzten Flächen Potenziale für gestaltete Grünräume, Bauflächen oder alternative Freizeitgartennutzungen.